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In der kalten Jahreshälfte heißt es, sich nicht von ein paar Tropfen Regen oder von Pfützen abhalten zu lassen. Im Gegenteil: Das Reiten durch Pfützen regt zum vermehrten Untertreten an und macht vielen Pferden sogar Spaß!

Bye-bye Winterblues!

Nun ist sie da, die dunkle – und oft auch nasse – Jahreshälfte. Statt Turnieren ist bei den meisten Reitern und Pferden jetzt Winterarbeit angesagtAlso Halle, Halle, Halle? Bitte nicht! Wir verraten, wie man den Winter als Kraft- und Frischequelle nutzt statt einem Hallenkoller oder dem Winterblues zu erliegen! 

Auch wenn das Angebot an Hallenturnieren tendenziell steigt: Die meisten Reiter schrauben die Turniereinsätze im Winterhalbjahr immer noch deutlich zurück. „Zum einen finde ich, dass es ausreichend ist, wenn die Pferde im Frühjahr, Sommer und Herbst gelegentlich an Turnieren teilnehmen“, betont Pferdewirtschaftsmeisterin Alexa Engel. „Zum anderen fahre ich selbst einfach nicht gerne los, wenn das Wetter so schlecht ist“, ergänzt sie augenzwinkernd, bevor sie wieder ernst wird: „Neben einer kleinen Verschnaufpause für die Pferde nutzen wir den Winter aber auch, um an der Gymnastizierung und somit der Verbesserung der Lektionen zu arbeiten. Gerade wenn man in der kommenden Saison den Sprung in eine höhere Klasse schaffen möchte, ist es wichtig, genügend Zeit und Ruhe zu haben, um mit dem Pferd neue Lektionen zu erarbeiten.“ So liegt für den von ihrer Familie selbst gezogenen Baron Bolligru E derzeit ein Trainingsschwerpunkt auf dem Erlernen der fliegenden Wechsel. Mit dem Bordeaux-Sohn hat Alexa Engel sich in diesem Jahr für das Bundeschampionat des fünfjährigen Dressurpferdes in Warendorf qualifiziert. „Entsprechend haben wir ihn in der vergangenen Saison auf Dressurpferde-L Niveau vorgestellt. Da hätte es wenig Sinn gemacht, nebenbei schon fliegende Galoppwechsel zu üben, denn in der Klasse L müssen die Pferde ja einen sicheren Außengalopp zeigen.“ Da aber gerade das Erlernen der Wechsel erfahrungsgemäß oftmals etwas Zeit – und vor allem Ruhe – benötigt, eignet sich dieser Ausbildungsschritt hervorragend für die Winterarbeit. „Das heißt aber natürlich nicht, dass wir jetzt jeden Tag in der Halle ständig fliegende Galoppwechsel üben“, betont Alexa Engel. „Im Gegenteil ist es sehr wichtig, auch den Winter über die Motivation der Pferde zu erhalten. Und das geht am besten mit ganz viel Abwechslung.“  


„Die Motivation der Pferde erhält man auch im Winter am besten mit ganz viel Abwechslung.“ 

Alexa Engel

Abwechslung ist Trumpf 

Konkret heißt das für Alexa Engel: Auch im Winter werden die Außenplätze und das Gelände so viel wie möglich genutzt. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Plätze und auch das Ausreitgelände durch den Sandboden im Winter oft noch gut und lange zu bereiten sind – außerdem haben wir einen eigenen Geländeplatz mit Wasserdurchritt vor der Tür. Hinzu kommen zwei Reithallen, eine Führanlage, Weiden und Paddocks. Solche Möglichkeiten gibt es sicher nicht an jedem Stall“, weiß die 44-Jährige, die sowohl im Bereich klassische Reitausbildung als auch im Bereich Zucht und Haltung die Prüfung zur Pferdewirtschaftsmeisterin abgelegt hat. „Wir nutzen die sich daraus ergebenden Möglichkeiten das ganze Jahr über.“ Denn das Motto „Abwechslung ist Trumpf“ gilt für Alexa Engel nicht nur für die kalte Jahreshälfte: „Es ist das ganze Jahr über wichtig, die Pferde abwechslungsreich zu arbeiten, um ihre Motivation zu erhalten. Im Winter ist das natürlich oftmals schwieriger umzusetzen.“ Für Alexa Engel gilt aber ganzjährig: Mindestens die Lösungsphase ihrer Pferde wird nach Möglichkeit nach draußen ins Gelände verlegt. „Schon das Reiten über verschiedene Bodenverhältnisse ist ein tolles Training, welches die Trittfestigkeit der Pferde ebenso fördert wie ihre Balance und Gesunderhaltung. Besonders gut ist es, wenn man im Gelände bergauf und bergab reiten kann, das gibt Muckis, stärkt Sehnen und Bänder und trainiert die Hinterhand“, erklärt die bis zum Grand Prix erfolgreiche Dressurreiterin. „Ich nehme außerdem oft unseren Hund mit ins Gelände. Das hat zwei positive Effekte: Der Hund hat gleichzeitig auch Auslauf – und für das Pferd ist der freilaufende Hund ein weiterer Umweltfaktor, der seine Gelassenheit trainiert.“  

Abwechslung und Individualität ist (nicht nur) hinsichtlich der Winterarbeit Trumpf. Pferdewirtschaftsmeisterin Alexa Engel verlegt mindestens die Lösungsphase ihrer Pferde auch im Winter so oft wie möglich ins Gelände.

Das Gelände auf dem Gutshof Glückauf in Hünxe eignet sich darüber hinaus perfekt für Konditionstraining. „Man kann zum Beispiel sehr schön intervallmäßig wechseln zwischen Galopp- und Schrittreprisen, das gibt Kondition und Kraft“, betont Alexa Engels Lebensgefährte Stefan Michalke, der selbst bis zur Klasse S** im Viereck erfolgreich ist, aber auch regelmäßig bei Dressurprüfungen bis zur schweren Klasse am Richtertisch sitzt. Das Paar ergänzt und unterstützt sich bei der Ausbildung der Pferde gegenseitig: „Zum Beispiel bin ich momentan meistens dabei, wenn Alexa mit Baron Bolligru Wechsel übt. Denn gerade beim Erlernen solcher Lektionen ist es wichtig, dass jemand den Erfolg der Ausbildung von unten kontrolliert. Ob ein Wechsel wirklich richtig durchgesprungen war oder fehlerhaft, merkt man von oben nicht immer. Bleiben solche Fehler unentdeckt, schleichen sie sich aber schnell ein und wachsen dann zu einem echten Problem heran. Man sollte immer regelmäßig mit einem qualifizierten Ausbilder zusammenarbeiten – egal auf welchem Niveau man selbst reitet.“  

Für weitere Abwechslung sorgt Stefan Michalke, indem er die Pferde gelegentlich an der Doppellonge und am langen Zügel arbeitet. „Die Pferde müssen nicht täglich unter dem Reiter gearbeitet werden – auch an der Doppellonge oder am langen Zügel werden die Rückentätigkeit und Gymnastizierung verbessert. Zudem lassen sich neue Lektionen vom Boden aus vorbereiten und erarbeiten“, betont der 40-Jährige. „Jüngere Pferde lernen beispielsweise das unbewegliche Halten so einfacher, als wenn sie zusätzlich den Reiter tragen müssen. Seitengänge, aber auch schwere Lektionen wie die Piaffe können so erarbeitet und unter dem Reiter dann weiterentwickelt werden. Wichtig ist es aber, eine gewisse Erfahrung mit der Doppellonge und dem Langzügel zu haben oder sich durch fachkundige Hilfe unterstützen zu lassen, um Gefahren zu minimieren und Ausbildungsziele zu erreichen. Mit jungen oder unerfahrenen Pferden sollte man immer mit einem Helfer arbeiten.“ 

In der kalten Jahreshälfte heißt es, sich nicht von ein paar Tropfen Regen oder von Pfützen abhalten zu lassen. Im Gegenteil: Das Reiten durch Pfützen regt zum vermehrten Untertreten an und macht vielen Pferden sogar Spaß!

Immer mal wieder steht insbesondere für die Jungpferde auf dem Gutshof Glückauf außerdem Freispringen auf dem Programm. „Auch das machen wir nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über“, betont Alexa Engel. „Das ist für die Pferde eine schöne Abwechslung durch neue Eindrücke und die Balance wird weiter verbessert – wiederum ganz ohne Reiter auf dem Rücken.“ 

… Individualität aber auch  

Insgesamt legt Alexa Engel Wert darauf, dass die ihr anvertrauten Vierbeiner sich täglich ohne Reiter frei bewegen dürfen. „So lange wie eben möglich kommen die Pferde jeden Tag auf die Weide – und wenn das nicht mehr geht, gehen sie auf den Paddock. Die Führmaschine ist eine weitere Möglichkeit, den Pferden Abwechslung und Bewegung ohne Reiter zu bieten, gerade wenn das Wetter durch Frost und Glätte den Weidegang unmöglich macht.“ 

Insgesamt findet die Pferdewirtschaftsmeisterin es immens wichtig, individuell auf Pferde und Reiter einzugehen. „Wie man die Winterarbeit genau gestaltet, hängt letztendlich sehr stark vom Alter und Ausbildungsstand der Pferde – und natürlich auch der Reiter – ab. Wichtig ist, stets die Skala der Ausbildung zu beachten und die Sicherheit von Mensch und Pferd zu bedenken. Daher muss man zum Beispiel gut abwägen, ob man ein junges Pferd bei knackiger Kälte wirklich draußen lösen kann. Das hängt davon ab, wie sicher man als Reiter ist, denn natürlich muss man dabei auch mit Freudensprüngen rechnen – selbst wenn die Pferde täglich freien Auslauf bekommen und dort theoretisch genügend Gelegenheit haben, sich auszutoben.“  

„Die genaue Gestaltung der Winterarbeit hängt sehr stark vom Alter und Ausbildungsstand der Pferde und Reiter ab.“ 

Alexa Engel

Im Winter kommt für berufstätige Reiter außerdem das Problem hinzu, dass es früh dunkel wird. Viele Reiter sind erst mit Eintreten der Dämmerung am Stall. Ist der Außenplatz dann nicht gut beleuchtet, bleibt im Grunde nur noch die Halle. „Umso wichtiger ist es dann aber, die Arbeit in der Halle so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten und zum Beispiel Stangenarbeit oder Cavaletti-Reihen regelmäßig ins Training einzubauen“, findet Alexa Engel und rät außerdem dazu, die Wochenenden intensiv zu nutzen: „Samstags und sonntags sollte man die Arbeit dann so oft wie nur möglich nach draußen verlegen. Da darf man sich auch nicht von Pfützen oder ein paar Tropfen Regen abschrecken lassen. Im Gegenteil: Gerade das Reiten durch Pfützen regt zum vermehrten Untertreten an und macht vielen Pferden sogar Spaß. Außerdem gibt es auch im Sommer Turniere, bei denen der Platz durch Regen bedingte Pfützen hat. Es ist also gut, wenn die Pferde daran gewöhnt sind.“ 

Alexa Engel und ihr Lebensgefährte Stefan Michalke unterstützen und ergänzen sich bei der Ausbildung der Pferde.

Bodenarbeit ist eine weitere mögliche Alternative für kalte, nasse und dunkle Wintertage: „Unsere Einsteller treffen sich im Winter gelegentlich, um mit ihren Pferden gemeinsam Bodenarbeit zu machen und haben dabei sehr viel Spaß“, weiß die doppelte Pferdewirtschaftsmeisterin, die außerdem empfiehlt, den Winter für Auswärtstrainings oder Lehrgänge zu nutzen. „Dann schlägt man sogar zwei Fliegen mit einer Klappe: Man hat Abwechslung durch den Ortswechsel und neuen Input für das weitere Training. Wer überlegt, einen Trainerschein, eine andere Fortbildung oder ein Reitabzeichen zu absolvieren, kann hierfür die Wintermonate gut nutzen. Die Vorweihnachtszeit eignet sich zudem prima, um sich mit mehreren Reitern zusammenzutun und zum Beispiel eine Quadrille für die Weihnachtsfeier einzustudieren.“  

Darüber hinaus sollte man aber auch als Reiter ohne Pferd an sich arbeiten. „Es geht nicht nur darum, das Pferd fit und motiviert zu halten, sondern auch den Reiter. Es ist also durchaus sinnvoll, sich als Reiter vermehrt Zeit für Ausgleichssport zu nehmen, aber auch sein theoretisches Wissen durch Seminarteilnahmen aufzufrischen oder auszuweiten“, findet Alexa Engel.  

Nutzt man den Winter mit viel Abwechslung als Frischekick und Kraftquelle für Körper und Geist, vergehen die nasskalten Monate wie im Flug und man kann im Frühjahr motiviert in die neue Saison starten. „Während ich im Winter eigentlich nur Auszüge aus Aufgaben übe, starte ich das gezielte Reiten von ganzen Aufgaben rechtzeitig vor den ersten Turnieren im Frühjahr wieder“, erzählt die Ausbilderin. „Mit jungen, unerfahrenen oder zum Beispiel besonders guckigen Pferden kann man zum Einstieg in die Saison gut die immer häufiger angebotenen Test of Choice nutzen, also Aufgabenreiten unter Turnierbedingungen, aber eben ohne Prüfungsdruck. Diese Möglichkeit bieten wir hier auf dem Gutshof Glückauf auch immer eine Woche vor den von uns veranstalteten Late Entrys an. Hat man ein Pferd, dem es auf Turnieren an Gelassenheit fehlt, kann es in Einzelfällen besser sein, wenn sie keine richtige Turnierpause bekommen, sondern auch im Winter gelegentlich zum Turnier gehen. Auch das muss man letztendlich sehr individuell entscheiden. Wichtig ist es unserer Meinung nach, dass man keinen festgesetzten oder gar festgefahrenen Trainingsplan hat, sondern individuell auf das jeweilige Pferd und auch seine Tagesform eingeht.“ Neben Abwechslung ist eben auch Individualität (nicht nur) in Sachen Winterarbeit Trumpf, um die Motivation von Pferden und Reitern zu erhalten. 

Wintertraining für Vielseitigkeitspferde 

Noch etwas mehr als in anderen Disziplinen ist in der Vielseitigkeit ein abwechslungsreiches Wintertraining gefragt. „Da die Vielseitigkeitspferde grundsätzlich viel Abwechslung gewohnt sind, wird ihnen besonders schnell langweilig“, weiß Landestrainerin Christina Hoffmann aus Erfahrung. „Daher sind im Winter als Reiter oder Trainer eines Vielseitigkeitspferdes Kreativität und Flexibilität gefragt.“  

Nachdem die grüne Saison in der Vielseitigkeit im Oktober zu Ende gegangen ist, werden die Pferde und Ponys, die sich in Tina Hoffmanns Obhut befinden, erst einmal etwas abtrainiert. „Nach der Saison bekommen sie etwas Pause, was allerdings nicht bedeutet, dass sie gar nicht mehr geritten werden“, erklärt die Pferdewirtschaftsmeisterin, die selbst auf internationale Erfolge im „Busch“ blicken kann. „Sie kommen dann so lange es geht noch viel auf die Weide und werden ganz entspannt ausgeritten, so dass sie einfach mal die Seele baumeln lassen können.“  

Ungefähr ab Anfang Dezember wird das Training dann wieder aufgestockt und durch Cavaletti-Arbeit und Springgymnastik – beides steht jeweils einmal in der Woche fest auf dem Trainingsplan – ergänzt. „Hierbei geht es vor allem darum, die Pferde und Ponys zu gymnastizieren und ihre Motivation zu erhalten. Mit dem Springen von Gymnastikreihen kann man nebenbei aber auch sehr gut die Technik verbessern.“  

Tina Hoffmann, Landestrainerin der Ponyvielseitigkeitsreiter, mit ihrem Sohn Neil, ebenfalls begeisterter (und erfolgreicher) Buschreiter.  Fotos: PEMAG

Natürlich steht auch die Dressurarbeit im Winter mehr im Fokus als im Sommer, insbesondere bei den jüngeren Pferden und Reitern. „Insgesamt nutzen wir den Winter vor allem dafür, um an Defiziten zu arbeiten, die sich während der Saison gezeigt haben – oder eben um für den Sprung in die nächsthöhere Klasse zu trainieren. Welche Ziele man über den Winter genau verfolgt ist also je nach Pferd und Reiter unterschiedlich, so dass auch bei uns gilt: Individualität ist Trumpf!“  

Um die Buschpferde bei Laune zu halten, ist es aber definitiv erforderlich, so oft wie möglich draußen zu reiten – und zwar nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Gelände. „Um Langeweile vorzubeugen und Naturhindernisse nicht in zu weite gedankliche Entfernung rücken zu lassen, fahren wir nach Möglichkeit auch mal alle gemeinsam zu einem der immer häufiger angebotenen Hallengeländetrainings. Ab Februar stehen dann aber auch wieder Außengeländetrainings auf dem Programm“, erklärt Tina Hoffmann. „Denn gerade für die jüngeren Reiter und Pferde ist es wichtig, früh genug wieder das Reiten über Natursprünge zu üben bzw. die Routine dabei gar nicht erst ganz zu verlieren.“ 

In der Dressur ergänzt ab Januar das Aufgabenreiten gezielt den Trainingsplan, ab Februar wird aus der Springgymnastik dann wieder häufiger Parcoursspringen. „Ende Februar oder Anfang März läuten wir mit ersten Starts in Dressur- und/oder Springprüfungen die neue Saison ein. Es ist sehr wichtig, vor den ersten Vielseitigkeitsturnieren schon wieder etwas Turnierroutine aufgebaut zu haben und nicht direkt mit einer Vielseitigkeit in die Saison zu starten“, betont die Ausbilderin. „Außerdem sollte man vor dem ersten VS-Start schon mehrere Geländetrainings draußen absolviert haben.“ Spezielles Konditionstraining sei für Starts in Vielseitigkeitsprüfungen der Klassen E und A aber nicht unbedingt erforderlich: „Hier reicht eine gute Grundkondition eines normalen Reitpferdes aus. Anders sieht das natürlich bei Starts in höheren Klassen aus: Da ist es sehr wichtig, rechtzeitig vor dem ersten Start die Kondition zu trainieren, indem man auf der Rennbahn und im Gelände Galopptrainings absolviert.“  

Wintertraining für Springpferde 

Im Oktober beendet auch Springreiterin Joanna Assenmacher mit ihren Spitzenpferden die Turniersaison. „Danach gehen meine Pferde in der Regel bis mindestens Februar keine Turniere mehr“, erklärt die Pferdewirtin, die bereits Erfolge in internationalen Großen Preisen sammeln konnte. „In dieser Zeit sehen sie auch tatsächlich für vier bis acht Wochen fast keine Sprünge“, betont sie. „Sie werden dann dressurmäßig gearbeitet und ergänzend etwas über Cavaletti-Reihen und Stangen gymnastiziert. Ich finde es wichtig, dass die Pferde sich nach einer anstrengenden Turniersaison erstmal etwas erholen dürfen.“  

Dennoch trainiert sie auch in dieser Zeit einmal wöchentlich mit Mannschafts-Olympiasieger und Weltmeister Franke Sloothaak. „Wir reiten dann allerdings Dressur und arbeiten vor allem an der Rittigkeit und der Durchlässigkeit, beides ist immens wichtig, um im Parcours auf Turnieren erfolgreich sein zu können.“  

Dabei legt Joanna Assenmacher Wert darauf, so oft wie möglich draußen zu reiten. „Seit wir mit den Pferden in Mönchengladbach am Abtshof sind, geht das glücklicherweise auch fast das ganze Jahr über“, freut sie sich. „Die Böden hier sind einfach super und zum großen Teil auch im Winter bereitbar.“ Das Ausreitgelände rund um den Abtshof nutzt die 24-Jährige ebenso gerne und intensiv: „Ich gehe mit meinen Pferden das ganze Jahr über regelmäßig ins Gelände, manchmal ausschließlich, manchmal ‚nur‘ zum Aufwärmen vor dem Training. Wir haben glücklicherweise auch hügeliges Gelände, wo man toll am Hang trainieren kann. Das mache ich sehr gerne, weil es den Pferden Spaß macht, es zugleich aber auch sehr effektiv ist, um Muskeln aufzubauen.“  

Neben dem Training unter dem Sattel gönnt die Pferdewirtin ihren Pferden nicht nur, aber besonders im Winterhalbjahr Wellness. „Zum Beispiel fahren wir regelmäßig zum Aquatraining. Meinen alten Hengst stalle ich im Winter sogar für vier Wochen dort ein, so dass er während dieser Zeit jeden Tag im Aquatrainer ist. Das ist eine tolle und für die Gelenke sehr schonende Möglichkeit, Muskulatur und Kondition aufzubauen.“  

Joanna Assenmacher ist Pferdewirtin (klassische Reitausbildung) und bietet auf dem Abtshof in Mönchengladbach Ausbildung für Reiter und Pferde an. Foto: privat

Den winterlichen Trainingsplan gestaltet Joanna Assenmacher für all ihre Pferde individuell. „Dabei mache ich viel von meinem Gefühl abhängig, ich kenne meine Pferde sehr gut und merke eigentlich immer, was sie gerade brauchen. In der Regel haben sie aber einen Tag in der Woche – meistens montags – komplett frei bzw. werden nur laufen gelassen, am nächsten Tag werden sie dann nur vorwärts-abwärts über den Rücken gearbeitet, den Rest der Woche wechseln Dressur und Springgymnastik oder Stangenarbeit und Ausritte sich ab.“ Neben dem Training unter dem Sattel genießen Joanna Assenmachers Pferde aber auch täglich freie Bewegung. „Die hoch eingezäunten Paddocks auf dem Abtshof machen es möglich, dass sogar meine Hengste ganzjährig freien Auslauf bekommen können. Darüber bin ich sehr froh!“  

Vor Saisonbeginn zieht die Springreiterin das Training dann an bzw. verlagert den Fokus wieder mehr Richtung Parcoursspringen. „Ab Februar trainiere ich mit Franke wieder regelmäßig Parcoursspringen. Während der Saison setzen wir das Springtraining dann auf einen Rhythmus von etwa alle drei Wochen zurück. Denn da springen die Pferde schon auf dem Turnier regelmäßig Parcours, das wäre sonst zu viel. Da reicht es aus, wenn man gegebenenfalls an aufgetretenen Problemen arbeitet.“  

Während ihre routinierten Springpferde also eine Winterpause bekommen, stehen für die vierbeinigen Youngsters von Joanna Assenmacher in der Zeit von Oktober bis März durchaus Turnierstarts auf dem Programm. „Mit den Nachwuchspferden nutze ich im Winter gerne die Möglichkeit, durch die Teilnahme an Late Entrys in Ruhe Turnierroutine zu sammeln.“  

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